Conference paper
Eisbein, Manfried:
Der Cranachaltar in der Schlosskapelle Augustusburg – seit 200 Jahren ein Pflegefall
Der Altar und die Kanzel von Lucas Cranach d. J. (1515–1586) in der Augustusburger Schlosskapelle sind seit nahezu 200 Jahren auf Grund von klimabedingten Schäden spezielle Pflegefälle. Seit 2006 professionalisiert das Institut für Diagnostik und Konservierung in Sachsen Anhalt und Sachsen (IDK) die Messkampagnen und betreut bis heute die Aufzeichnung des Raumklimas, der Holzfeuchte und der Ausdehnung. Die Messungen belegten, dass allein das Gewicht und die daraus resultierende Reibung bei Quell- und Schwindprozessen des durch Anobienfraß geschädigten Bildträgers zum Zerreißen der Tafel führten. Zudem wurde deutlich, dass der gedünnte Bildträger nahezu unmittelbar auf Feuchteschwankungen reagierte. Vorwiegend nahm das mit Wachs präparierte Holz rückseitig Feuchte auf, was verwunderte. Die Malschicht
und der kompakte Firnis bildeten hingegen eine Barriere. Heute ist das Gebäude eher zu trocken. Die Durchschnittstemperatur ist innerhalb von 20 Jahren
um gut ein Grad Celsius angestiegen, und die Lage auf einer Bergkuppe führt zu erheblichen Klimaschwankungen gerade im Spätsommer. Die Tafel wurde inzwischen durch additive Maßnahmen weniger klimaanfällig gemacht und das Raumklima mit Hilfe eines sommerlichen Wärmeschutzes durch Dämmung und Abkopplung des Dachbereiches verbessert. Der Vortrag wird einen Abriss der wichtigsten Maßnahmen des interdisziplinären Verbundprojektes des Sächs. Landesamtes für Denkmalpflege und anderer wissenschaftlicher Einrichtungen geben und geplante Maßnahmen vorstellen.
Dipl.-Rest. Manfried Eisbein ist seit 1986 Mitarbeiter bei der sächsischen Denkmalpflege. 1987 machte er seien Abschluss als Tischlermeister, 2008 beendete er sein Studium an der HfBK-Dresden. Neben der holzkonservatorischen Bearbeitung der bedeutendsten sächsischen Altäre (u. a. Schneeberger Cranachaltar, Ehrenfriedersdorfer Altar, ehem. Altar der Franziskanerkirche in Annaberg Buchholz, Wolgemutaltar in Zwickau, Augustusburger Cranachaltar, Paulusaltar in Leipzig), widmete er sich der Problematik der Entrestaurierung (Entgiftung/ Entölung, Messer-Innovationspreis 2003) und half bei der Entwicklung neuer Konservierungsmöglichkeiten (z. B. Sebosil). Außerdem beschäftigt er sich mit der Erhaltung historischer Fenster und Türen sowie deren angemessenem Ersatz.
Er ist Leiter WTA- Arbeitsgruppe „Dekontaminierung“ und engagiert sich in der denkmalpflegerischen Fortbildung (Handwerkerfortbildung Trebsen/ Görlitz, Europäisches Fortbildungswerk Eipos) und in der Lehre mehrerer Hochschule (HfBK-Dresden, Köln, Potsdam, München). Er wirkt in wissenschaftlichen Beiräten diverser DBU-Forschungsprojekte mit.
In dieses Projekt ist er von Anfang an, also seit 1989, involviert.
Literatur:
Der Cranach-Altar in der Augustusburger Schlosskapelle (= Arbeitsheft 24 des Landesamts für Denkmalpflege), Dresden 2015