Projektdokumentation

Wichert, Jörn; Biba, Mgr. Geol. Lukas; Lanzendorf, Matthias:

Untersuchung und Teilsanierung des umweltgeschädigten klösterlichen Wassersystems des Zisterzienserklosters Osek (Tschechische Republik)

01.07.2005 bis 28.02.2007

zum Download
DOI (Digital Object Identifier)
URL (zugehörige Internetseite)
Inhalt
Beteiligte

Zisterzienserkloster Osek (Nordböhmen)
Zisterzienserkloster Osek (Nordböhmen)
Das über 800 Jahre alte Zisterzienserkloster Osek ist eines der wichtigsten Kulturerbe Nordböhmens und wird in der Tschechischen Republik in die höchste Kategorie eines Nationaldenkmals eingestuft. Es ist Sinnbild eines gemeinsamen, Jahrhunderte währenden deutsch-tschechischen Zusammenlebens, das durch die geschichtlichen Ereignisse des 20. Jhs. zerbrach. Derzeit befindet sich das Kloster in einem teilweise sehr baufälligen Zustand mit einem komplexen Schadensbild. Dieses ist gekennzeichnet durch massive Feuchteschäden, Schäden am Mauerwerk, Setzungserscheinungen vor allem infolge des maroden klösterlichen Wassersystems und der in Nordböhmen nach wie vor hohen Umweltbelastung durch den Kohlebergbau und die chemische Industrie.

Die geowissenschaftlichen Untersuchungen sowie die Analysen und Recherchen zur Umweltsituation und zum Bergbau im Gebiet von Nordböhmen bzw. Osek ermöglichten eine Einordnung der verschiedenen Schäden an den klösterlichen Gebäuden, der gartenarchitektonischen Substanz und den Elementen der Wassersysteme. Verantwortlich für die Schäden an den Bauwerken ist das komplexe Zusammenwirken verschiedener Mechanismen bzw. Faktoren.
Insbesondere der untertägige historische Kohlebergbau, der nach derzeitigem Kenntnisstand zumindest unterhalb des mittleren und westlichen Teils des Klosterareals durchgeführt wurde, spielt eine wesentliche Rolle und verursachte die zahlreichen Risse in den Hauptgebäuden, Pavillons und Stützmauern. Auch das klösterliche Wassersystem ist davon in Mitleidenschaft gezogen. Die nachgewiesenen Einbrüche in den unterirdischen Stollen des Abwassersystems sind offenbar primär ein Ergebnis der großräumigen Absenkungen durch den Bergbau.
Ferner führt das gegenüber der Bausubstanz teilweise aggressive Grundwassermilieu zu einer Schädigung der Bausubstanz. Der nahezu ständige Kontakt zwischen Grundwasser/Bodenfeuchte - Bausubstanz verstärkt die aggressive Wirkung des Grundwassers.
Die jahrzehntelange extrem negative Umweltsituation führte zu einer teilweisen Rückverwitterung und Krustenbildung an sichtbaren Bauelementen. Während die SO2-Emission abgenommen hat, ist der Eintrag von Stickoxiden auf gleichbleibendem Niveau. Somit hat sich die Luftbelastung zwar primär positiv verändert, aber einmal ausgelöste Verwitterungsprozesse werden nicht zeitgleich mit der Verringerung der Emission gestoppt und andere Schadensprozesse können einsetzen.

Die verschiedenen Stränge des Oberflächen-, Ab- und Trinkwassersystems sind in einem stellenweise desolaten baulichen Zustand und weisen Leckagen und Verstopfungen auf. Über die historischen Stränge werden weiterhin Fäkalien in das Oberflächenwassersystem eingetragen, das Regenwasser hingegen in die öffentliche Kanalisation abgeleitet. Über die größeren Becken und offenen Kanäle wird das Oberflächenwasser heute weitgehend ungenutzt durch das Klostergelände geleitet, auf die außerhalb des Klostergeländes liegenden Regulierungseinrichtungen und die Durchflussmengen kann heute kein Einfluss genommen werden. Die kleineren Wasserspiele - wie Speier, Bassins und Fontänen - sind fast ausnahmslos von der Wasserversorgung getrennt oder zurückgebaut und eingelagert worden. Umbaumaßnahmen seit Ende der 1960er Jahre haben Partien des komplexen Systems außer Funktion gesetzt und Denkmalsubstanz gestört.
Alle Teile leiden heute unter mangelnden Wartungs- und Erhaltungsmaßnahmen, sind jedoch im Allgemeinen nicht irreversibel geschädigt. Eine umfassende Sanierung ist zur weiteren Schadensvermeidung aber auch unter Denkmal-, Nutzungs- und touristischen Aspekten dringend geraten. Im Rahmen des Projektes wurden mit ehrenamtlicher Unterstützung einfache pilotartige Sanierungsmaßnahmen wie Reinigung, Durchspülung oder die Beseitigung von Leckagen realisiert.

Gefördert durch die DBU



Dieses Projekt wurde gefördert durch
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
AZ 22968/01

 
Inhalt

1 Das Kloster Osek
1.1 Abriss zur Klostergeschichte
1.2 Die historischen Gärten
1.3 Nationaldenkmal
1.3 Problemlage
1.4 Perspektiven

2 Gebietsbeschreibung von Nordböhmen
2.1 Lage und räumliche Einordnung
2.2 Geologie
2.2.1 Regionalgeologische Stellung
2.2.2 Stratigraphie des Böhmischen Beckens
2.2.3 Hydrogeologie
2.3 Meteorologie
2.3.1 Klimatische Wasserbilanz
2.3.2 Grundwasserneubildung
2.4 Umweltsituation
2.4.1 Die Qualität der Luft
2.4.2 Belastung der Böden
2.4.3 Gesundheitliche Belastungen
2.5 Bergbau
2.5.1 Geschichte des Kohlebergbaus in Nordböhmen
2.5.2 Der Bergbau um Osek

3 Aufgabenstellung des Projektes

4 Methodik des Projektes
4.1 Exkurs Vermessungsarbeiten
4.2 In den Projektverlauf integrierte Studienarbeiten

5 Wassersysteme im Kloster Osek
5.2 Die Wassersysteme im Überblick
5.3 Historische Stränge zur Trinkwasserversorgung
5.4 Stränge zur Abwasserentsorgung
5.4.1 Einleitung, Problematik
5.4.2 Auswertung historischer Dokumente
5.4.3 Gegenwärtiger Zustand
5.5 Das Oberflächenwassersystem
5.5.1 Das System im Gebiet der Stadt Osek
5.5.2 Das System im Kloster Osek - Historische Dokumente
5.5.3 Das System im Kloster Osek im Überblick

6 Analyse zum Schadensbild
6.1 Schäden am Kloster Osek durch den Bergbau
6.2 Einfluss der Umwelt auf Gebäude und Gärten
6.3 Baugrundeigenschaften
6.4 Bodenkundliche Eigenschaften des Konventgartens
6.4.1 Bodenkundliche Beschreibung
6.4.2 Korngrößenverteilung und Effektive Lagerungsdichte
6.4.3 Bodenchemische Parameter
6.5 Hydrogeologische Verhältnisse
6.5.1 Grundwasserdynamik
6.5.2 Grundwasserbeschaffenheit
6.5.3 Einfluss des Grundwassers auf die Bausubstanz
6.6 Messung der Bodenfeuchte und der Durchfeuchtung der Bausubstanz

7 Zusammenfassung zur Schadensdiagnose

8 Abgeleitete Maßnahmen und Weiterführung des Projektes
8.1 Maßnahmen zum Feuchtigkeitsmanagement an der Bausubstanz
8.2 Maßnahmen zum Management von Bergbaufolgeschäden
8.3 Lösungsansätze Wassersystem
8.3 Im Projektverlauf realisierte pilotartige Sanierungs- und Pflegemaßnahmen
8.5 Bedarf an weiterführenden Untersuchungen
8.6 Umsetzungsstrategie

9 Öffentlichkeitsarbeit

Anlagenband
Der Anlagenband enthält eine Detaildokumentation zu den einzelnen Elementen des oberflächlichen Wassersystems des Klosters Osek und eine Plandarstellungen zum geowissenschaftlichen Teil des Projektes.

Download

Volltext zum Download (pdf-Format, ca. 41.43 MB)
Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk steht unter einer Creative Commons BY-NC-ND 3.0 Deutschland Lizenz.

DOI (Digital Object Identifier)

10.5165/hawk-hhg/137

URL (zugehörige Internetseite)

http://www.kloster-projekte-osek.info

Beteiligte

  • Jörn Wichert (Autor/in)
    Institut für Geotechnik
  • Mgr. Geol. Lukas Biba (Autor/in)
    Karlsuniversität Prag
  • Matthias Lanzendorf (Autor/in)
    Institut für Geotechnik
  • Detlev Tondera
    Institut für Geotechnik
    (Projektleitung)
  • Jan Bohac
    Karlsuniversität Prag
    (Projektleitung)
  • Abt Bernhard Thebes
    Kloster Osek
  • Norbert Krutsky
    Tschechischer Freundeskreis des Klosters Osek
  • Deutscher Freundeskreis
    des Klosters Osek
  • Jiri Vondra
    Stadt Osek
  • Zdenek Chudarek
    Nationales Denkmalamt Prag
  • Thomas Thiele
    Landratsamt Annaberg, Arbeitsgruppe Gärten
  • Peter Heimlich
    Berufliches Schulzentrum Annaberg / Schola Humanitas Litvinov
  • Technische Universität Bergakademie Freiberg
    Fakultät der Geowissenschaften, Institut für Geotechnik
  • Karlsuniversität Prag
    Institut für Hydrogeologie, Ingenieurgeologie und Angewandte Geophysik