Tagungsbeitrag
Forster, Christian:
Die Langhauskapitelle von St. Godehard
Die Stellung der höchst qualitätvollen Langhauskapitelle von St. Godehard innerhalb der sächsischen und westfälischen Romanik, von der älteren Forschung als stilprägend angesehen, wird heute zurückhaltender beschrieben. Vermeintliche Nachfolgewerke, früher teils als Erzeugnisse einer umherziehenden Hildesheimer Hütte angesprochen, gelten heute als unabhängig von St. Godehard, seit sich abzeichnete, dass sie kurz vorher oder etwa zur gleichen Zeit, jedoch von anderen Händen, geschaffen wurden. Für die nach ihren Dekormotiven benannten Typen, die als charakteristisch herausragen, finden sich in Hardehausen (Palmetten-Ringband-Kapitell), Bremen (Henkelflechtband-Kapitell) und womöglich in Hamersleben (Figurenkapitell) ältere Beispiele.
Die chronologischen Verhältnisse dieser Kapitelle sollen bei dem Vortrag noch einmal überprüft werden. Der baugeschichtliche Zeitrahmen, in dem die St. Godehard Kapitelle zu verorten sind, ist durch die Bestattung Bischof Bernhard 1154 im Chor und die Gesamtweihe 1172 abgesteckt. Eine Fragestellung wird sein, ob sich dieser mit stilgeschichtlichen Argumenten noch enger fassen lässt.
Besondere Aufmerksamkeit soll dem Figurenkapitell gelten: Der formale Ansatz, ein Würfelkapitell nicht einfach mit figürlichem Schmuck, sondern mit einer Erzählung auszustatten, deren Figurenpersonal sich von den Blockgrenzen des Kapitellkörpers zu emanzipieren sucht, ist ein Experiment geblieben. Eine weitere Frage wird dabei sein, ob durch die Analyse des Figurenstils der Kreis der möglichen (burgundischen?) Vorbilder näher eingegrenzt werden kann.
Dr. Christian Forster, Kunsthistoriker in Leipzig, forscht vorwiegend zur mittelalterlichen Architektur und Bauskulptur. Kontakt: c.forster@web.de