Tagungsbeitrag

Hartwieg, Babette:

Veränderungen von Auripigment auf Vittore Carpaccios großen Leinwandbildern der Berliner Gemäldegalerie. Technologische Befunde und restauratorischer Umgang

Die Verwendung von Auripigment bzw. Realgar war in der venezianischen Malerei um 1500 sehr verbreitet, auch wenn deren Giftigkeit, weniger wohl aber deren geringe Beständigkeit bekannt waren. Vittore Carpaccio (Venedig um 1460/65-1525/26) setzte das Arsensulfid-Pigment in den beiden großformatigen Gemälden der Berliner Gemäldegalerie, der „Grabbereitung Christi“ (um 1505) und der „Weihe des Hl. Stephanus“ (1511) meist in der Modellierung rot-goldener Gewänder ein. Heute sind diese Höhen nachgedunkelt, der herausleuchtende Farbeffekt verloren und die Modellierung vielfach nivelliert. Nach einer Restaurierung der „Weihe des Hl. Stephanus“ Anfang der 1990er Jahre scheint sich die Mikrostruktur der mit Auripigment ausgeführten Bereiche weiter verändert zu haben, sie wirken nun matt. Dieser Befund erforderte ein besonderes Augenmerk auf die Arsensulfid enthaltenen Farbpartien bei den Voruntersuchungen zur Restaurierung der „Grabbereitung Christi“ und verweist auf die hohe restauratorische Verantwortung bei der Festlegung eines Behandlungskonzepts. Bei der aktuell laufenden, umfassenden Restaurierungsmaßnahme entwickelte die Referentin eine entsprechend angepasste schonende Methodik.

Dipl. Restauratorin Dr. Babette Hartwieg ist seit 2005 Leiterin der Abteilung Restaurierung und Kunsttechnologie der Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin. Sie war zuvor seit 1991 als Leitende Restauratorin am Landesmuseum Hannover tätig und von 1997-2003 Lehrbeauftragte für “Präventive Konservierung im Museum – Museumstechnik” an der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Studiengang Restaurierung. Kontakt: b.hartwieg@smb.spk-berlin.de